Holla-Frau Holle
Kulturgeschichte
Holla – Muttergöttin im alpenländischen Raum, germanische Erd- und Himmelsgöttin, Göttin der Jahreszeiten, Schutz- und Heilungsgöttin
Besonders in Bayern, Tirol, Schwaben und Franken sowie im Elsass genießt die Göttin Holla, auch Frau Holle genannt, hohes Ansehen. In vielen Familien gilt sie als Hausgöttin, weil sie eine den Menschen zugeneigte, ihnen freundlich und mild gesonnene Göttin ist, die Pflanzen, Tieren und Menschen Schutz gibt.
Die Frau Holle
Besonders in Bayern, Tirol, Schwaben und Franken sowie im Elsass genießt die Göttin Holla, auch Frau Holle genannt, hohes Ansehen. In vielen Familien gilt sie als Hausgöttin, weil sie eine den Menschen zugeneigte, ihnen freundlich und mild gesonnene Göttin ist, die Pflanzen, Tieren und Menschen Schutz gibt.
Sie kann vor allem Menschen von Krankheiten heilen. Sie hat ihnen auch zahlreiche Kulturtechniken wie das Spinnen und Weben gebracht. Holla ist jedoch weit mehr als das: Als große strahlende Himmelskönigin regiert sie über die Elemente, das Wetter und die Jahreszeiten.
Sonnenschein fließt von ihrem Haar, wenn sie es kämmt, die Welt ist von Nebel umhüllt, wenn sie Feuer macht und kocht, Wolken sind die Schafe der Frau Holle, die auf die Weide getrieben werden, Regen fällt, wenn sie ihr Waschwasser ausleert, Schnee, wenn sie ihre Federbetten ausschüttelt.
Auch das uralte Märchen der Holla (siehe weiter unten) gibt Hinweise auf sie als Gebieterin der Jahreszeiten: Die Goldmarie erwacht auf der Frühlingswiese, dann holt sie das Brot, welches aus dem Sommergetreide gebacken ist, aus dem Ofen. Gleich darauf ist es Herbst und sie hilft bei der Apfelernte und schließlich soll sie dafür sorgen, dass es auf der Welt schneit. Holla wird als stets helfende Muttergöttin, überhaupt als eine weise Frau angesehen.
Die Menschen verehren in ihr die Güte der Mutter Erde und das strahlende Himmelslicht zugleich. Ihr Name hat den gleichen Ursprung wie die Worte ,,hold“ oder ,,Huld“. In manchen Gegenden wird sie auch Perchtha oder Frau Percht genannt.
Weibliche Erdgottheit aus der Jungsteinzeit
Nach Ansicht der Matriarchatsforscherin Heide Göttner-Abendroth geht die Gestalt der Holla als große Muttergöttin auf die Jungsteinzeit zurück. Auch der Historiker Karl Kollmann kommt zu einer ähnlichen Schlussfolgerung: Die historisch überlieferten Indizien sprechen jedenfalls stark für die Annahme, dass Frau Holle keine Spukgestalt und kein Vegetationsdämon ist, sondern die regionale Verkörperung einer uralten weiblichen Erdgottheit, wie man sie fast überall auf der Welt unter den verschiedensten Namen verehrt hat.
Die früheste schriftliche Erwähnung findet sich in den Dekreten des Erzbischofs Burchard von Worms, die zwischen 1008 und 1012 verfasst worden waren. Häufig wird Frau Holle auch mit der germanischen Totengöttin Hel identifiziert. Das Äußere der Frau Holle wird sehr unterschiedlich beschrieben. Während sie in den Grimmschen Märchen als teils gutmütige, alte Frau, teils auch Respekt einflößend mit großen Zähnen dargestellt wird, erscheint sie in anderen Mythen als wunderschöne „weiße Frau“ mit goldenen Haaren.
Sitz‘ ma unter’m Hollerbusch
Der Lieblingsbaum von Holla ist – wie könnte es anders sein – der Hollerbusch, in dem viele Menschen noch heute die Göttin selbst sehen. Die Liebe der Göttin zum Holunder verwundert ein wenig, denn wie eine besondere Busch- oder Baumschönheit wirkt er ja nicht gerade. Seine Äste sind krumm und mit einer unschönen Rinde bedeckt. Sie wirken meist morsch und abbruchreif. Im Winter gleicht der Busch einer zusammengefallenen greisenhaften Figur. Alter Holunder sieht tot und gespenstisch aus, Unmengen von Spinnen wohnen darin, es knarrzt gar furchterregend und nur das Äußere der Bäume ist grün, im Inneren scheint alles tot.
Der Holunderbusch wird massiv von Blattläusen heimgesucht, was sein Wachstum aber nicht zu stören scheint. Wer schon in einem Holunderwald war, weiß aber, warum es zwischen dieser Pflanze und der alten Göttin eine Verbindung gibt. Im Frühjahr nämlich, wenn seine weißen Blüten aus dem satten Grün der Blätter heraus leuchten, besitzt er eine stille Schönheit, und da ist die Wohnung der beschützenden Göttin Holla sehr wohl in ihm zu vermuten. Holunder liebt es, in sumpfigen, brackigen, modrigen Umgebungen zu wachsen.
Auch auf den ärmsten Böden findet Holler die notwendigen Bedingungen für sein üppiges Wachstum. Im Inneren ein dürres Geäst, ist er nach außen lebensspendend, gibt gute, gesunde Blüten und Früchte, die in der Volksheilkunde vielfach erfolgreich zum Einsatz kommen. Holunder galt als die Hausapotheke in jedem Bauernhof (mehr davon weiter unten im Text). Auch die germanische Liebesgöttin Freya soll eine besondere Beziehung zum Holunderbusch haben und in dem Strauch wohnen. Nicht ohne Grund stehen diese noch heute vornehmlich an Waidrändern, an alten Scheunen oder auf Wegen in der Nähe menschlicher Behausungen. Alte Leute haben vor dem Hollerstrauch immer noch großen Respekt und ziehen oft sogar den Hut vor ihm, wenn sie vorbeigehen.
Weihegaben zu Ehren der Holla werden stets unter Holunderbüschen dargebracht. Das Holz von einem Hollerbusch sollte niemals ins Feuer geworfen werden, außer um Holla zu rufen oder sie um ein Orakel zu bitten.
In der Zeit, in der die Menschen an das göttliche Walten der Frau Holle glaubten, war es streng verboten, einen Holunderbusch zu fällen oder zu beschädigen. Man glaubte, wer ihn fälle, werde unweigerlich von einer Krankheit befallen. Noch aus dem 17. und 18. Jahrhundert wird berichtet, dass die Menschen den Busch um Verzeihung baten, wenn sie ihn fällen mussten, um zum Beispiel Heilmittel herzustellen.
Von einem schlesischen Brauch wird berichtet: ,,Bevor man etwas Holz vom Holunderbusch abbricht, muss man die Hände falten, niederknien und den Strauch um Vergebung bitten mit den Worten: Frau Elhorn, gib mir was von deinem Holze, dann will ich dir von meinem auch was geben, wenn es wächst im Walde“. Nach der Verbreitung des Christentums wurde der alte Brauch, an Quellen und unter Holunderbäumen zu beten und zu opfern, mit hohen Strafen belegt. Und bald wurde nach dem Willen der christlichen Kirche aus der weisen und gütigen Lichtgöttin ein gefährlicher Spukgeist.
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Oh je, auf unserem Grundstück wächst so viel Holunder, dass wir einfach nicht umhinkommen, ihn zu beseitigen. Er wuchert und sprießt an jeder Ecke. Da hoffe ich mal, dass Göttin Holla uns das nicht allzu übel nimmt. Im Frühling pflücke ich die Blüten und stecke sie umgekehrt in eine Schüssel mit Wasser, lasse sie über Nacht ziehen und füge am nächsten Tag etwas Zitronensaft dazu. Ein herrlich erfrischendes Getränk. Ein paar Blütensternchen lösen sich meist von den Stengeln. Sie sehen so schön aus. Ich trinke sie einfach mit. Meine Oma tauchte die Blütendolden in Pfannkuchenteig und buk sie dann in schwimmendem Fett. Auch das hat lecker geschmeckt. Übrige Blüten trockne ich und verwende sie für Tee. Während des Trocknungsvorgangs riechen sie allerdings sehr gewöhnungsbedürftig.
Ein schöner, informativer Artikel.
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Danke, mir ist es persönlich sehr wichtig unseren „echten“ kulturellen Wurzeln aufzudecken. Und da gehören eben auch die nordischen … germanischen Gottheiten dazu. Mir gefällt die wedische Kultur mit den „Familienlandsitzen“ und den ganzen Bräuchen und Werten sehr gut …
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