Der Sagenkomplex um die Götter, die Asen, hebt an mit der Entstehung der Welt. Snorri Sturluson (siehe Edda) berichtet vom leeren Raum am Anfang der Welt, dem Ginnungagap. Vom Norden her füllt sich das Ginnungagap mit Eis, von Süden mit Funken aus Muspelheim (Flammenheim, Feuerreich des Südens). Das Eis schmilzt und aus dem Schmelzwasser entsteht der Urriese Ymir und die Kuh Audhumla, deren Milch den Riesen ernährt. Ymir schwitzt im Schlaf. Da wächst ihm unter der linken Achsel ein Mann und ein Weib hervor. Von diesen stammt das Geschlecht der Hrimthursen, der Frostriesen, ab.
Audhumla leckt am salzigen Eis. Nach und nach kommt die Gestalt eines Mannes zum Vorschein, Buri, dessen Nachkommen die Asen sind. Buris Enkel Vili, Ve und Odin (Wotan) töten Ymir, in dessen Blut die anderen Hrimthursen ertrinken. Nur Bergelmir entkommt mit seiner Frau und wird zum Ahnherrn eines neuen Geschlechts von Eisriesen.

Aus Ymirs Leib formen die Asen die Welt. Seine Knochen werden die Berge, sein Fleisch das Erdreich und sein Schweiß das Meer. Als Himmelsgewölbe verwenden sie seinen Schädel und stellen unter die vier Enden je einen Zwerg: Austri, Westri, Nordri und Sudri. Am Strand finden die Asen zwei Holzstücke und schaffen aus ihnen die ersten Menschen, Ask (altisländisch: Askr) und Embla.

Viel weiß die Sage über Thor (Donar), dem Donnerer, und seinem Hammer Mjölnir (der Malmer) zu berichten. Dem Donar waren heilige Bäume geweiht, die Donarseichen. Mit ihrer Fällung begann die Christianisierung. An Donar erinnert heute noch der Donnerstag.
Thor erlebt amüsante Abenteuer mit den Riesen. Hier nimmt die Sage teilweise komische Züge an. Thor und Tyr (der Kriegsgott), werden z.B. zu dem Riesen Hymir geschickt, um dessen riesigen Kessel zum Brauen von Met beim Meeresriesen Ägir zu holen. Thor kann den Braukessel nicht anders abtransportieren, als dass er ihn sich überstülpt und davongeht. Der Kessel reicht ihm dabei bis zu den Knöcheln.

Mit der Voraussage der Götterdämmerung, der Ragnarök, schließen die Göttersagen. Odin hat sich auf die letzte Schlacht, die den Göttern von den Nornen geweissagt wurde, gut vorbereitet: Seine Walküren, streitbare Jungfrauen, bringen die im Gefecht getöteten Krieger nach Walhall. Hier in Walhall (dem Saal der in der Schlacht Gefallenen) übt sich das Totenheer im Kampf für die letzte Schlacht am Ende der Welt. Jeden Morgen schickt Odin, dessen Ross Sleipnir acht Beine hat und der von den Wölfen Geri und Freki (Gierig und Gefräßig) begleitet wird, seine Raben Hugin (der Gedanke) und Munin (die Erinnerung) aus, damit sie ihm Kunde aus der Welt bringen.
Doch alle Vorsichtsmaßnahmen helfen nichts: Odin wird im Ragnarök vom Fenriswolf verschlungen, Thor durch die Midgardschlange getötet. Beides Geschöpfe, die der arglistige Feuergott Loki mit der Riesin Angurbodha (Kummerbringerin) gezeugt hat. Der Kriegsgott Tyr stirbt an den Wunden, die ihm Garm, der Hund der Totengöttin Hel, zufügt.

Danach geht die ganze Welt in Flammen auf. Die Sonne wird schwarz, die Erde versinkt ins Meer und die Sterne fallen vom zerberstenden Himmel: Die Ragnarök ist eine Art heidnische Apokalypse. Doch nach dem Weltenbrand wird laut der Völuspa (Weissagung der Seherin, dem ersten Lied der Edda) ein neuer Tag anbrechen und eine neue Welt im Zustand der Unschuld entstehen. Welches Schicksal die Bewohner dieser neuen Welt erwartet, davon weiß die Sage nichts mehr zu berichten.
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