Vom Wesen der Zeit – Kalenderreformen – Christa Jasinski

Was ist Zeit?

Jeder Raum besteht aus mindestens drei Dimensionen: Länge, Breite und Höhe. Doch ohne die Zeit, welche man auch als vierte Dimension bezeichnet, wäre keine der anderen drei Dimensionen möglich (darum ist bei Wissenschaftlern auch von der “Raumzeit” die Rede). Ohne die Zeit gäbe es keinen Raum und ohne den Raum gäbe es keine Zeit. Wir könnten die Zeit nicht definieren, wenn wir uns nicht durch einen Raum bewegen würden, denn dabei entdecken wir, dass sich das Firmament verändert. Ohne eine Bewegung durch den Raum könnten wir auch keine Zeitqualität erfühlen.

Ohne die Zeit gäbe es weder Ursache noch Wirkung (Kausalität), da Wirkung und Ursache stets zeitlich getrennt sind. Eine universelle Zeit existiert natürlich nicht, genauso wenig wie ein universeller Raum existiert. Zeit vergeht nicht unter allen Umständen und für alle Menschen gleich schnell. Das, was unsere Vorfahren intuitiv wussten, erklärt uns heute die Relativitätstheorie. Aber auch die persönlich empfundene Zeit unterliegt starken Schwankungen. Die einsteinsche Relativitätstheorie beschreibt Raum und Zeit als ein untrennbar zusammengehöriges, gekrümmtes Gebilde. Schwere Objekte krümmen den Raum und verlangsamen den Zeitfluss und schnell bewegte Objekte unterliegen einem langsameren Zeitfluss, als weniger schnell bewegte. Die Zeit verstreicht also unterschiedlich schnell.

Ob diese damalige Erkenntnis heute noch unter allen Umständen so gehalten werden kann, sei mal dahingestellt. Stephen Hawking folgert aus der Untrennbarkeit von Raum und Zeit, dass ein Zeitfluss ohne Materie nicht vorstellbar sei. Diese Schlussfolgerung klingt logisch. Ohne Materie gäbe es keinen Grund zur Annahme der Existenz einer Zeit, da sie sich nicht bemerkbar machen könnte. Das Wesen der Zeit hängt eng mit der “Realität” zusammen, was dieses Thema für viele Menschen nicht einfach macht. Denn die meisten Menschen erkennen nicht, dass es keine allgemein gültige Realität gibt. Jeder Mensch erlebt seine eigene Realität anders.


Häufig wird gesagt, dass Zeit, genauso wie die Materie, eine Illusion sei. Für mich ist weder die Zeit noch die Materie eine Illusion, weil ich mit allen Sinnen aufnehme und selber einen materiellen Körper habe. Das heißt jedoch nicht, dass ich nicht in der Lage bin darüber hinaus auch nichtmaterielle Realitäten aufzunehmen. Wir stellen uns heute Zeit wie einen Kreis vor, der sich in genau festgesetzten Abständen in 24 Stunden einmal dreht. Die Uhr ist das beste Beispiel dafür. Doch da jeder Mensch eine andere Realität hat, kann das in Wirklichkeit so nicht sein. Zeit lässt sich stauchen und dehnen und hat völlig verschiedene Qualitäten. Für unsere Vorfahren war dieses Wissen noch selbstverständlich.


Während eines Gespräches um die Zeit, wo wir auf die Dehnbarkeit der Zeit zu sprechen kamen, machte eine Bekannte von mir – Oxana – eine sehr gute Erklärung dafür, die ich hier gerne wieder geben möchte. Sie sagte: „Die Zeit verläuft zyklisch. Von oben gesehen. Die kosmischen Ereignisse (Sternen-konstellationen) wechseln sich ab und irgendwann beginnt alles vom Neuen. Wobei jeder einzelnerPunkt eigentlich beliebig als Nullpunkt genommen werden kann. Es sei denn, man benötigt Wissen um die Knotenpunkte, dann ist die Zählung in Ziffern wichtig. Von oben gesehen sieht die Zeit dann wie ein Kreis aus. Aber von der Seite gesehen ist es eine Spirale. Denn die gelebten Zyklen legen sich wie die Ringe aufeinander. Ich denke, man kann diese Spiralringe so dehnen oder verkleinern, wie man will, indem man in der Zeitspirale die Abstände der Kreise kleiner oder größer macht.


Da die Zeit ja in Wirklichkeit kein Ring ist – denn das ist ja nur eine grafische Hilfe, gleichzeitig trotzdem wirkt, ist sie nicht an den Radius gebunden. Also kann sie durch Konzentration beeinflusst werden.“ Eine Erklärung, die für mich sehr logisch klingt. Als die Menschen noch im Paradies lebten, benötigten sie keine in Zahlen festgelegte Zeit. Die Menschen lebten in den Zeitqualitäten, nicht in der linearen, durch Zahlen festgelegten Zeit. Sie lebten nach Sonnenstand, Schattenwurf der Sonne und Mondlicht. Das bedeutet ein Leben in der fünften Dimension. Ein Leben, das die Zeit in ihren unterschiedlichen Realitäten überblickt. Ein Leben, dass die Spiralförmigkeit der Zeit wahrnimmt und keinen Kreis aus einer Spirale macht.


Der Hauptansatzpunkt für die Zeit war die Sonne. Das Jahr wurde in – der Energetik der Jahreszeit entsprechende – Monde eingeteilt. Der Kalender berücksichtigte also sowohl das Sonnenjahr, als auch das Mondjahr und das Jahr begann mit der Frühlings-Tages- und Nachtgleiche.
Der erste Mond war der Saatmond oder Lenz (entspricht der heutigen Zeit vom 21. März bis 19. April – Lenz steht für den Beginn der Zeit, wo die Tage länger sind als die Nächte. Wobei der 21. März damals der 1. Lenz oder Saatmond war. Die Monatsanfänge wurden im späteren Julianischen Kalender verschoben).
Danach folgten der Wandelmond (20. April bis 20. Mai – alles wandelt sich in der Natur. Der Name steht für den Aufbruch der Natur und das neue Leben),


der Wonnemond oder Weidemond (21. Mai bis 21. Juni),
der Rosenmond (22. Juni bis 22. Juli),
der Heumond oder Kräutermond (23. Juli bis 22. August),
der Erntemond (23. August bis 22. September),
der Herbstmond (23. September bis 22. Oktober),
der Weinmond (23. Oktober bis 21. November),
der Nebelmond oder auch Windmond (22. November bis 21. Dezember),
der Julmond oder auch Heilmond (22. Dezember bis 19. Januar),
der Schneemond oder auch Eismond (20. Januar bis 18. Februar)

und als letzter Monat des Jahres der Schmelzmond oder auch Hornung (19. Februar bis 20. März – der Name Hornung kommt vom Horn-, bzw. Geweihabwerfen der Tiere in dieser Jahreszeit).


Wer sich das einmal genauer anschaut, wird feststellen, dass diese Einteilung unseren heutigen Tierkreiszeichen entspricht. Nur ist es umgekehrt: Die Monde wurden nicht den Tierkreiszeichen angepasst, sondern die Tierkreiszeichen den Monden. Die Monde wurden weiterhin nach den Mondständen eingeteilt – zum Beispiel: 1. Tag Fischemond oder dritter Tag Zwillingsmond usw.. Die Stunden des Tages entsprachen den Sonnenständen im Laufe des Tages.
So wurde ein Termin zum Beispiel so benannt, wenn wir mal von einem Termin im Lenz ausgehen: Wenn im Lenz die Sonne am 1. Tag des Löwemonds im Widder steht (das entspricht unserem heutigen Ascendenten im Tierkreis). Auf diese Weise wusste man sofort, wann das ist und vor allem: welche Energie zu diesem Zeitpunkt herrschte. Und man nutze diese Energien für seine Vorhaben. An einem Beispiel kann ich das sehr schön aufzeigen:


Anastasia beschreibt in einem ihrer Bücher, wie Schulkinder sich im Gemeinschaftshaus des Dorfes treffen, um vor den Eltern und anderen Mitgliedern des Dorfes Vorträge zu halten, die sie vorher ausgearbeitet haben. Da die Kinder um die Energie der Zeit wussten, suchten sie sich Tag und Stunde nach der Energie aus, die sie am besten dabei unterstützt. So ist die beste Zeitqualität für solch ein Unternehmen Tag und Stunde, wo die Energie vorherrscht, die wir als „Zwillinge“ bezeichnen. Diese Energie unterstützt jeden Redner. Deshalb wäre ein idealer Zeitrahmen dafür einer der Tage des Monats, wo der Mond in den Zwillingen steht und von der Stunde her der Zeitraum, wo die Sonne tagsüber das Sternbild Zwillinge durchschreitet.


Diese Art des Kalenders funktionierte viele Jahrtausende ganz hervorragend. Die Menschen hatten einen völlig anderen Umgang mit der Zeit als wir es heute haben. Erst als die Menschen das wedische Paradies verließen und so aus der 5. Dimension fielen, begannen sie, das Wesen der Zeit zu vergessen. Es wurde notwendig statt des ursprünglichen intuitiven Umgangs mit der Zeit, die Zeit einem starren Zahlensystem zu unterstellen. Das geschah bei uns vor knapp 3400 Jahren. Einige Rosenkreuzerorden richten sich heute noch nach diesem Kalender. Man behielt den heutigen 21. März als Jahresbeginn und auch die Monate bei, aber Jahre, Monate und Tage bekamen Zahlen. Die Jahreszahl der Rosenkreuzerorden, die noch nach dem alten heidnischen Kalender rechnen, ist in diesem Jahr: 3381.

Das änderte sich erst, als Julius Cäsar an die Macht kam. Er veränderte den Kalender, nach dem bis dahin die Kelten und auch die Germanen rechneten, radikal.
In der Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr. lud Julius Caesar den Astronomen Sosigenes aus Alexandrien ein, um eine Kalenderreform durchzuführen. Sosigenes kam zu dem Schluss, dass der einzige praktikable Schritt der sei, den Kalender nicht mehr nach der Sonne, sondern nur noch nach dem Mond auszurichten. Um den neuen Kalender in Übereinstimmung mit den Jahreszeiten zu bringen, wurde es notwendig, dem bestehenden Jahr 90 Tage hinzuzufügen. Dies wurde 45 v. Chr. durchgeführt, womit dieses Jahr aus 445 Tagen bestand. Dieses Jahr von 445 Tagen bezeichnen Chronologen als das “Jahr der Verwirrung”.
Danach kehrte Normalität in den Julianischen Kalender ein.


Die Römer leisteten insgesamt gründliche Arbeit! Alle Monatsnamen wurden geändert – es sollte möglichst nichts vom alten wedischen Wissen übrigbleiben. Die Monatsnamen richteten sich nun nicht mehr nach der Natur, sondern nach den römischen Gottheiten. Alle Monate liefen jetzt von Vollmond zu Vollmond. Deswegen musste nun alle 2 bis 3 Jahre ein 13. Monat eingefügt werden. Der 31. Dezember als Jahresende und der 1. Januar als Jahresanfang war eine Einführung ohne kulturelle oder religiöse Verwurzelungen. Dieser willkürlich gewählte Termin wurde damit begründet, dass am 1. Januar das Tagungsjahr des römischen Senats begann. Caesar löste mit dieser Veränderung, den Kalender endgültig vom natürlichen Jahreslauf. So war es auch diese Veränderung, die am Schwierigsten durchzusetzen gelang, denn die Bevölkerung hat noch sehr lange danach den 21. März als eigentlichen Jahresbeginn angesehen.

Bis in unsere Tage lässt sich dies noch an unseren Monatsnamen ablesen: Der September (lat. septem = sieben) und der Dezember (lat. decem = zehn) geben noch die alten Monatsfolgen an, wenn vom März als erstem Monat gezählt wird. Übrigens fiel nach dem julianischen Kalender die Wintersonnenwende auf den 25. Dezember. Darin liegt der Grund, dass wir heute noch an diesem Datum Weihnachten feiern.
Viele Menschen denken, dass unser heutiger Kalender mit Christi Geburt begann. Dem ist jedoch nicht so. Der gregorianische Kalender wurde erst 1582 mit einer päpstlichen Bulle „Inter gravissimas“ von Papst Gregor abgeschafft. Es konnte nach Vorstellung der Kirche nicht sein, dass die Zeit nach Julius Cäsar berechnet wird und nicht nach Christi Geburt. Dieser Kalender löste im Laufe der Jahre nicht nur den Julianischen Kalender ab, sondern auch zahlreiche andere Zeitberechnungen weltweit. Die letzte Umstellung auf den Gregorianischen Kalender erfolgte 1949 in China.


Die Gregorianische Kalenderreform ging vom Mondkalender wieder ab und bezog sich nun in erster Linie wieder auf die Sonne. Der Monatsbeginn am 1. Januar wurde beibehalten.

Doch wie empfinden wir Zeit?
Jeder Kalender, der mit Daten arbeitet, ist weit entfernt von dem, was Zeit wirklich bedeutet. Wir haben kein Gefühl mehr dafür, aber wir können es wieder lernen, indem wir uns verstärkt mit der Natur verbünden.

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Quelle: Christa Jasinski

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Bildquelle: pixabay

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3 Kommentare zu „Vom Wesen der Zeit – Kalenderreformen – Christa Jasinski

    1. Ich wollte nichts kürzen und habe es leserfreundlich „aufbereitet“ in kurzen Häppchen. Ich schätze Christa Jasinksi, mit ihrem wedischen Wissen, sehr. Sie ist ein sehr naturverbundenen Mensch und für mich „weise“.

      Gefällt 1 Person

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